Feb 15 2014
Turnierergebnis: Deutsche Spieler erstürmen beim Frisbeer Cup das Podium – die Krone(n) gehen nach Amerika
Die Nummer eins der Weltrangliste, James Wiseman, die aktuellen Weltmeister, Jake und Matt Gauthier, die aktuellen Europameister, Florian Hess und Marco Prati, die aktuellen Deutschen Meister Christian Lamred und Robert Dietrich und weitere 14 der Top 20 Weltranglistenspieler waren nach Prag gekommen. Ein ganz normales Turnier? Eher nicht. Was sich liest wie das Line-Up einer Weltmeisterschaft war der Saisonauftakt 2014 im tschechischen Prag. Habt ihr schon mal ein Gruppenbild gesehen, wo nicht alle Mitspieler drauf Platz gefunden haben? Also ich in meiner Turnierkarriere noch nicht.
Der Frisbeer Cup zog jedermann in seinen Bann und so folgten am vergangenen Wochenende, 08. – 09. Februar, über 60 Spieler aus 10 Ländern (USA, Frankreich, Finnland, Ungarn, Polen, Tschechische Republik, Italien, England, Israel, Deutschland) und mehr als 70 Jammer seinem Ruf. Unter den Teilnehmern waren auch 20 Jammer aus Deutschland, die der Weltspitze zeigen wollten, dass auch wir international mithalten können, was wir auch taten.
Frühlingshafte Temperaturen, blauer Himmel und strahlender Sonnenschein änderten jedoch nichts an der Tatsache, dass es ein Hallenturnier war – immerhin ist ja noch Anfang Februar und normalerweise liegt in Prag Schnee. Also ging es am Samstag ab in die Halle. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl, die selbst für den gut besuchten Frisbeer ungewöhnlich hoch war, wurde die Kategorie Open Pairs in 4 Pools mit sieben bzw. acht Teams ausgetragen. In jeden Pool konnten sich aufgrund des knappen Zeitmanagements des Turnieres nur 2 Teams für das Finale qualifizieren. Demnach musste jedes Team in seinen drei Minuten Runs Vollgas geben und gleichzeitig auf die Drops achten. Ein schmaler Grat um sich für das Finale am Sonntag zu qualifizieren.
Nur knapp schieden die zwei deutschen Teams um Marc Pestotnik mit Benjamin Edelmann und Stefan Dünkel mit Philipp Krüger aus, die den dritten und vierten Platz im Pool A belegten. Normalerweise ist man mit so einer Platzierung weiter – aber das war halt kein normales Turnier. Den Pool B gewannen mit weitem Vorsprung das deutsche Team und Sieger des letzten Jahres Florian Hess und Alexander Leist und zogen verdient ins Finale ein. Herzlichen Glückwunsch auch an Daniel Weinbuch aus München, der sein erstes internationales Turnier bestritt und mit seinem Partner Tobias Künzel, zwar nicht ins Finale einzog, jedoch auch nicht letzter im Pool wurde. Im Pool C qualifizierte sich Mehrdad Hosseinian mit einem knappen zweiten Platz für die Finalrunde. Nur 0,7 Punkte lag er vor Sascha Höhne, der wie seine deutschen Disckollegen Thomas Nötzel (Platz 5) und das deutsche Team um Nico Schwarz mit Robert Dittrich (Platz 6) ausschied. Im letzten Pool D qualifizierte sich der letzte deutsche Spieler, Christian Lamred, ebenfalls mit einem zweiten Platz für das Finale. Auch hier schieden leider das deutsche Team um Bianca Strunz mit ihrem Berliner Partner Jan Schreck (3.Platz) und Ilka Simon (5.Platz) aus. Demnach waren vier deutsche Spieler im Finale vertreten. Schon mal kein schlechter Auftakt.
In der Kategorie Open Coop gab es zwei Pools, die ebenfalls wie Open Pairs vollgepackt mit Spielern und Emotionen waren. Im Pool A qualifizierten sich mit nur 0,4 Punkten Abstand zum Poolsieger das deutsche Team von Florian Hess mit Alex Leist und dem Berliner Mehrdad Hosseinian. Den vierten und fünften Platz und ebenfalls fürs Finale qualifizierten sich das Berliner Team um Stefan Dünkel, Philipp Lenarz und Philipp Krüger und das Team um den New Yorker Rob Fried in Zusammenarbeit mit den Berlinern Thomas Nötzel und Jan Schreck. Für Tobias Künzel (Platz 8) und seine Prager Teampartner Lukáš Lacina und Ondřej Klega aber auch für Daniel Weinbuch (Platz 9) mit seiner amerikanischen Partnerin Emma Kahle und dem Israeli Jonathan Kriss reichte es leider nicht zum Finaleinzug.
Im Pool B qualifizierte sich mit einem dritten Platz Sascha Höhne mit seinem amerikanischen Partner Ryan Young und dem Italiener Emmanuele Faustini. Freddy Finner und Christian Lamred mit ihrem ungarischen Partner Major Balu zogen mit einem vierten Platz ebenfalls ins Finale ein. Die Teams um Marc Pestotnik, Robert Dittrich und dem Dänen Jan Sörensen (Platz 5) und Nico Schwarz mit den Tschechen Jakub Hošek und Jakub Sedlák (Platz 6) verpassten leider die finale Runde der letzten Teams. Auch in dieser Kategorie qualifizierten sich für das Finale 11 deutsche Spieler in 5 Teams. Da war also noch alles drin. Wir waren gespannt.
Am Sonntag wurden dann endlich die ersehnten und hart umkämpften Finale in Mixed und Open Pairs und Open Coop ausgetragen. Die Namen der der letzten Teams lasen sich wie die Finals einer Weltmeisterschaft und versprachen tollen Frisbeesport, voll mit imposanten und spektakulären Tricks. Und mittendrin mehrere deutsche Spieler und Teams. Da muss doch was zu holen sein – Oder?
Die Finals starteten mit der Kategorie Mixed Pairs. 6 Teams traten in diesem Finale an, darunter zwei mit deutscher Beteiligung. Das Berliner Team um Freddy Finner mit der aktuellen Vize-Weltmeisterin Bianca Strunz zeigte ein hohes Level an schwierigen Tricks. Aber auch der Flow und der Ausdruck der durchchoreografierten Kür konnten sich sehen lassen. Auch hier war es eine knappe Entscheidung und sie mussten sich mit nur 0,9 Punkten der Kölnerin Ilka Simon mit ihrem amerikanischen Partner James Wiseman geschlagen geben. Die „Death-Crow Queen“ hatte sich die Nummer eins der Weltrangliste herausgesucht und brauchte sich auf keinen Fall hinter ihm verstecken. Abwechslungsreiche Catches, ein schnelles Spiel und die jubelnden Zuschauer puschten beide Spieler nach vorne, die anschließend und dafür mit dem zweiten Platz belohnt wurden. Unschlagbar jedoch, mit nur einer Handvoll Drops war das Team der Amerikanerin Emma Kahle mit ihrem tschechischen Partner Pavel Baranyk. Die Weltmeisterin von 2012 und der Europameister von 2012 waren an diesem Tag unschlagbar und standen ganz oben auf dem Podium. Zu erwähnen ist jedoch, dass die deutschen SpielerInnen und Teams in dieser ersten Kategorie sehr gut abschnitten: zweiter und dritter Platz, Wahnsinn! Was für ein Auftakt und Beginn für die finale Beteiligung unserer Spieler. Was war in den anderen Kategorien möglich?
Finale Mixed Pairs
1. Emma Kahle & Pavel Baranyk (43,8)
2. Ilka Simon & James Wiseman (38,7)
3. Bianca Strunz & Freddy Finner (37,6)
Als nächstes Stand die Kategorie Open Pairs auf dem Plan. Ein Wahnsinns Line-Up: Hier konnte jedes Team gewinnen. Es war im Vorhinein schon klar, dass hier jede Entscheidung sehr knapp werden würde und Kleinigkeiten über Sieg und Niederlage entscheiden würden. Überraschungen wird es geben – so oder so. Die erste Überraschung war der 8.Platz für den amtierenden Frisbeer Cup Sieger Florian Hess und Alex Leist. Die Karlsruher „Tiger“ zeigten einen schnellen Run, voll von schwierigen Tricks und imposanten Coop`s. Leider konten sie ihren perfekten Run von der Vorrunde nicht wiederholen und aufgrund der für ihre Verhältnisse vielen Drops landeten sie auf dem letzten Platz im Finale, mit einem Abstand von 0,7 Punkten auf Rang 7. Sehr Schade, jedoch nehmen die Jungs es sportlich und ich bin mir sicher, dass sie es sich nicht zu Herzen nehmen und dieses Jahr, wie jedes, wieder von sich hören lassen werden. Ich freue mich darauf.
Der Karlsruher Christian Lamred belegte mit seinem Teamkollegen Manuel Cesari aus Bologna den 5.Platz. Der Punkteabstand von 0,2 Punkten zu Platz 4, 0,6 Punkten zum Podium aber auch nur 0,4 Punkten auf Platz 6 verdeutlicht wie knapp in diesem Finale alles war. Ein Drop mehr und man wurde sofort dafür bestraft. Dabei war die Routine echt sehenswert. Die beiden nutzen das gesamte Spielfeld und zeigten tolles Zusammenspiel unterbrochen von spektakulären Catches und sehenswerten Coop´s. Hoffentlich spielen die beiden wieder zusammen, das sah echt gut aus.
Und was war mit Mördi? Schaffte er es eventuell aufs Podium? Die Konkurrenz war sehr hart dieses Jahr. Mördi wurde dieses Jahr jedoch ein Jammerwunsch erfüllt. Er wurde herausgesucht, er wurde von einer Frisbee Legende gefragt, ob er mit ihm spielen würde. Der Berliner Mehrdad „Mördi“ Hosseinian spielte mit dem aus Seattle stammenden Amerikaner Randy Silvey. WOW! Ein verspielter Kindskopf, der vom Spielaufbau und seinen Bewegungen perfekt zu Mördi passte. Und so war auch ihr Run. Mördi startete ein wenig von Nervosität geplagt in sein persönliches Finale, stand Randy jedoch in nichts nach. Viele Brush-Combos waren zu sehen, spektakuläre Catches und Double spinning Combos aber der besondere Randy Charme und Mördi Flow belohnten die beiden mit dem 3.Platz, mit nur 0,4 Punkte Abstand zum vierten Platz und 0,6 Punkte zum zweiten Platz. Podium für Mördi und Bronze für Deutschland. In dieser zweiten Kategorie stand also auch wieder ein Team mit deutscher Beteiligung auf dem Treppchen. YIHHAAAA. Weiter so.
Überragend und mit Abstand gewannen die Gebrüder und aktuellen Weltmeister Jake und Matt Gauthier aus Amerika. Jammen in einer Routine sieht so aus. Dazu wird nicht mehr geschrieben, guckt Euch deren Run einfach an und bildet Euch selber eine Meinung. So geht Freestyle!
Finale Open Pairs
1. Jake Gauthier & Matt Gauthier (45,9)
2. Pavel Baranyk & Marco Prati (44,1)
3. Mehrdad Hosseinian & Randy Silvey (43,5)
Die letzte Kategorie war demnach noch zu spielen: Open Coop. 5 Teams mit deutscher Beteiligung, davon zwei in Starbesetzung aus Berlin und Karlsruhe. Da müsste doch auch was zu holen sein?
Jammerlegende Rob Fried aus New York spielte mit Jan Schreck und Thomas Nötzel und zeigte den Zuschauern den typischen New York und unverkennbaren Berlin Style. Rob verzauberte mit seinen Double spinning Catches und Jan und „Nötzi“ hatten sichtlich viel Spaß beim Catchen und dem Zusammenspiel mit Rob – Jammen auf hohen Niveau. Mit dem 9. Platz verabschiedeten sich die drei aus diesem Finale, von Traurigkeit jedoch keine Spur. Wann bekommt man mal die Chance mit so einer Legende zu spielen, Turnierergebnisse sind zweitrangig, der Spaß stand im Vordergrund.
Den 8.Platz belegte das Berliner Team um Stephan Dünkel, Philipp Lenarz und Philipp Krüger. Stefan „Dünk“ Dünkel, liebevoll der einarmige Bandit genannt, ist seinem Namen schon lange nicht mehr gerecht und zeigte fette Skills, mit beiden Armen bzw. Händen. Schaut Euch mal die Combo bei Minute 2:42 an und staunt selber. Wahnsinn. Philipp „Sleepy“ Lenarz hatte Pech und verlor fast am Anfang der Routine einen seiner Nails – mit das Schlimmste was in einem Finale passieren kann. „Sleepy“ versuchte trotzdem alles, jedoch war das mit nur einem Nagel eine fast unlösbare Aufgabe. Philipp „the german PK“ Krüger ist der mit Abstand talentierteste und technisch versierteste Berliner. Flatset Spiel gibt es bei ihm nicht, Winkelspiel und „No look“ Catches liegen ihm. Ein Wahnsinnsspieler von dem wie noch viel zu sehen bekommen.
Der Neuberliner Freddy Finner mit seinem Karlsruher Kollegen Christian Lamred legten eine regelrechte Show mit dem Ungarischen Spieler Balu Major hin. Eine akrobatische Show, voller spektakulärer Catches, Testosteron pur, Kraft, Geschwindigkeit und Genauigkeit im Zusammenspiel. Leider waren hier zu viele Drops im Spiel und mit nur hauchdünnen 0,7 Punkten nach oben verabschiedeten sie sich mit dem 7. Platz. Trotz alledem eine tolle und echt sehenswerte Show.
Alex Leist, Florian Hess und Mehrdad “Mördi” Hosseinian landeten nur ganz knapp auf dem 4. Platz, mit nur 0,9 Punkten Abstand zum Podium. Jedoch ließen sie Teams wie Randy Silvey, Manuel Cesari und Jake Gauthier (6.Platz) oder Matt Gauthier, Marco Prati und Jiří Weiss (5.Platz) hinter sich. Das muss man sich erstmal vor Augen halten, wie hoch das Niveau auch in dieser Kategorie war. Die Show dieses Teams war gewohnt spektakulär und schnell. Auch hier entschieden Kleinigkeiten über Sieg oder „Niederlage“. Wobei man von Niederlage nicht sprechen kann, da normalerweise mit so einem Run man locker auf dem Podium steht. Aber seht selber.
Für die größte Überraschung, für sich selbst und alle anderen, sorgte jedoch Sascha Höhne mit seinen Teamkollegen Ryan Young aus Amerika und Emmanuele Faustini aus Trieste/ Italien. Mit nur drei Drops überraschten die Jungs die Zuschauer und Judges. Sascha spielte das erste Mal in seiner Karriere Dropless und überzeugte mit einem Flamingitosis Catch und einem 2,5 fach gedrehten Bad Attitude Delay. Das war bestimmt der Run seiner bisherigen Frisbeekarriere. Ryan sprang um sein Leben und catchte alles weg, was bei drei nicht auf dem Baum war und Emmanuele „Zanardi“ Faustini sicherte mit seinem Zusammenspiel und ebenfalls tollen spinning Catches diesen wunderbaren 3.Platz.
Sieger wurde das Team der Neuauflage der Weltmeisterschaft von 2012 um Paul Kenny, James Wiseman und Daniel O´Neill (alle aus USA). Fisbee auf Topniveau und für alle die unumstrittenen Sieger des Turniers. Sowas muss man Live gesehen haben und selbst am Bildschirm verzaubern sie alle. Diesen Run muss man gesehen haben um mitzureden. Glaubt ihr nicht? Schaut ihn Euch an und weint. Das ist Frisbee auf ganz großen Niveau und sucht Seinesgleichen. Ich habe es bisher noch nicht gefunden – Ihr vielleicht? Dann sagt Bescheid.
Finale Open Coop
1. Paul Kenny, James Wiseman & Daniel O´Neill (46,4)
2. Tom Leitner, Fabio Sanna & Jason Salkey (46,0)
3. Ryan Young, Sascha Höhne & Emmanuele Faustini (40,3)
Winner Spirit of the game:
Matt Gauthier (USA)
Abschließend muss man Zusammenfassen: In allen gespielten Kategorien waren deutsche Spieler auf dem Podium und bei allen dritten Plätzen beteiligt. Unsere Damen verzauberten nicht nur durch ihren Charme sondern belegten sogar den zweiten und dritten Platz. Die Kölnerin Ilka Simon war die erfolgreichste deutsche Spielerin mit ihrem zweiten Platz in Mixed Pairs. Bestes deutsches Team war Bianca Strunz mit Freddy Finner. Das nenn ich mal einen Saisonauftakt. Auf der internationalen Bühne brauchen wir uns schon lange nicht mehr verstecken, was dieses Turnier unterstrich. Ein tolles Wochenende, voller Überraschungen und Sensationen. Weiter so. Der FF e. V. unterstützt Euch weiterhin und ist stolz auf die Leistungen seiner Mitglieder.
Alle Resultate und die ausführlichen Ergebnisse findet Ihr HIER:
Resultate Frisbeer
Weitere Bilder findet Ihr Hier:
SIfFA Berlin
Dan Lustiger
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Freestyle Karlsruhe
Weitere Videos vom Turnier, den Routines und den Finalläufen findet Ihr HIER:
FreestyleFrisbeeCZ
Frisbeer Cup 2014 official edit
Besonders möchten wir uns bei Dan Lustiger bedanken, der trotz Jammens und Konzentrationsphasen vor seinen Routines sich die Zeit genommen hat auf diesem Turnier zu fotografieren. Danke, dass wir deine Fotos benutzen dürfen und du uns somit auch in vielen Jahren dieses unvergessene Turnier bildlich vor Augen führst.